Gedanken zu 2. Mose 20,8–11*

Gestern im Hauskreis kamen wir, ausgehend von den 10 Geboten, ins Gespräch über das Thema Ruhe. Schnell wurde deutlich, wie schwer es uns fällt, im Alltag wirklich zur Ruhe zu kommen – und wie nötig diese bewussten Pausen für Körper, Geist und Seele sind. Aus diesen Gedanken und meinen Erfahrungen in der christlich psychologischen Begleitung habe ich Impulse gesammelt, die uns helfen können, Ruhe nicht nur als Lückenfüller, sondern als echte Lebensquelle zu erleben.
„Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst.“ (2. Mose 20,8)
Ruhe ist in unserer Zeit oft zum Problem geworden. Wir gönnen uns meist nur so viel, dass wir gerade so „wieder funktionieren“. Die Bibel zeichnet ein anderes Bild: Der Ruhetag ist kein Lückenfüller zwischen Arbeitstagen, sondern ein heiliger, geschützter Raum.
Gott selbst hat nach sechs Tagen Schöpfung geruht – nicht aus Erschöpfung, sondern um innezuhalten, zu segnen und Gemeinschaft zu haben. Der Sabbat ist damit ein Geschenk: eine Einladung, den Blick vom Alltag zu heben und uns auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt.
Was die Psychologie dazu sagt:
- Ruhe ist ein Grundbedürfnis.
Wenn wir zur Ruhe kommen, verarbeiten wir Erlebtes, ordnen Gedanken und finden kreative Lösungen. Ohne Pausen steigt das Risiko für Stressfolgen wie Schlafstörungen, Reizbarkeit oder Burnout. - Erholung funktioniert nicht nebenbei.
„Fragmentierte Ruhe“ (ständig erreichbar sein, schnell zwischen Aufgaben wechseln) bringt kaum Regeneration. Der Mensch braucht längere, ungestörte Phasen, um vom Stressmodus (Sympathikus) in den Erholungsmodus (Parasympathikus) zu wechseln. - Rhythmus schützt vor Überlastung.
„Sechs Tage sollst du deine Arbeit verrichten, aber der siebte Tag ist ein Ruhetag…“ (Vers 9–10)
Wer regelmäßige Auszeiten plant, arbeitet langfristig produktiver, bleibt gesünder und kann gelassener mit Herausforderungen umgehen. Der biblische Ruhetag ist somit nicht nur spirituell, sondern auch neurobiologisch sinnvoll.
Drei geistliche Impulse:
- Gott sagt in Vers 8 „gedenke“ – nicht nur „befolge“.
Das ist wie eine mentale Erinnerung: Pausen sind nicht optional. Du brauchst sie, um gesund zu bleiben. Gott kennt uns und weiß, dass wir dies gerne vergessen und über unsere Belastungsgrenzen hinausgehen – oder auch über die anderer Menschen. - Der Tag für Gott muss fest reserviert sein.
Die NeÜ übersetzt Vers 8 interessanterweise so: „Denk an den Sabbattag und reserviere ihn für Gott!“
Wenn eine Handlung fest im Kalender steht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie wirklich stattfindet. Sonst geht sie im Alltagstrubel unter. - Ruhe ist Begegnung, nicht nur Erholung.
„… aber der siebte Tag ist ein Ruhetag, der mir, dem HERRN, deinem Gott, gehört.“ (Vers 10)
Sie schafft Raum, um sich neu auszurichten – auf Gott, aber auch auf das, was jetzt wirklich wichtig ist. In dieser Ausrichtung liegt die tiefste Form von Erneuerung.
Ein Bild aus dem Alltag:
Wir sind jederzeit für Nachrichten, Mails und Anrufe erreichbar. Aber sind wir auch für Gott erreichbar? Vielleicht beginnt echter Sabbat genau hier: indem wir unsere ständige Erreichbarkeit unterbrechen, um uns bewusst auf das Wesentliche auszurichten.
Reflexionsfragen für dich:
- Wie sähe dein idealer Sonntag aus? Ideen dazu könnten sein: Gottesdienst, Freunde treffen, lecker essen, Natur genießen, erbauliches Lesen, ein kreatives Projekt …
- Was hindert dich am idealen Sonntag? Was unterstützt dich dabei, den Ruhetag zu feiern?
- Welche „Störgeräusche“ müsstest du ausschalten, um Gottes Stimme klarer zu hören?
*Ich benutze immer mehrere Übersetzungen parallel und zitiere hier auch unterschiedliche Versionen.
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